Fotos: Falco Peters
Am 7. November 2019 fand die fünfte Fashion Revolution Night Düsseldorf unter dem Motto „Changing Business Models in Fashion“ bei der Anwaltskanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe statt.
Fashion Revolution ist die größte globale Bewegung, die sich für eine gerechtere und sicherere Modebranche einsetzt. Sie wurde 2013 nach dem Einsturz der Fabrikhalle Rhana Plaza in Bangladesch gegründet und will Menschen und Organisationen zusammenbringen, um die Art und Weise, wie unsere Kleidung produziert und konsumiert wird, radikal zu verändern.
An der 5. Ausgabe der Fashion Revolution Night Düsseldorf nahmen rund 200 Teilnehmer teil, die sich darüber informieren konnten, wie Innovationen von Geschäftsmodellen zu einem Treiber für positive Veränderungen in der Modebranche werden können. Organisiert wurde es von Dr. Monika Hauck, Managing Director des WHU Entrepreneurship Center, zusammen mit der Anwaltskanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe, der Bank HSBC Germany und der Wirtschaftsförderung Düsseldorf.
Die beiden Fashion Revolution-Botschafterinnen in Düsseldorf, Dr. Monika Hauck, WHU Entrepreneurship Center, und Anja Gräf, HSBC, begannen mit einer Einführung in die Fashion Revolution-Bewegung und kündigten den Launch ihrer brandneuen Website change-room.org an, die als Wissens- und Community-Plattform für alle Interessierten an nachhaltigen Innovationen in der Mode dienen soll. Dann begrüßte Dr. Sven Greulich, Partner bei Orrick und Gastgeber des Abends, die First Lady von Düsseldorf, Dr. Vera Geisel, die ihren starken Wunsch äußerte, dass die Kreativ- und Modeszene der Stadt mit einem nachhaltigen Ansatz kombiniert wird. Um einen nachhaltigen Modekonsum der Stadtbewohner zu fördern, führte Dr. Geisel eine Fotoserie mit dem Titel „The Naked Garments“ ein, eine kreative Zusammenarbeit zwischen der Change Room Gründerin Dr. Monika Hauck und dem Düsseldorfer Fotografen Falco Peters. Von November 2019 bis zur nächsten Fashion Revolution Week im April 2020 porträtiert die Fotoserie Protagonisten der Düsseldorfer Nachhaltigkeits-, Innovations- und Geschäftsszene. Die (Role-)Models sprechen über ihr Lieblingskleidungsstück und seine einzigartige und persönliche Geschichte. Jeder kann sich damit identifizieren, denn jeder von uns hat mindestens ein Kleidungsstück, das uns sehr am Herzen liegt. (Mehr Informationen über das Projekt auf http://change-room.org)
Der Abend wurde mit drei Keynote-Vorträgen von Unternehmern der Modebranche fortgesetzt, die bei der Integration von Nachhaltigkeit und Innovation in ihre Geschäftsmodelle eine Vorreiterrolle spielen. Robin Balser vom Startup VinoKilo berichtete von der Geschichte seines Startups und seiner Leidenschaft, alten Kleidern ein neues Leben zu geben. Das Mainzer Unternehmen organisiert jedes Wochenende Pop-up-Events für Vintage-Kleidung – von Mailand bis Oslo. Dort werden Secondhand-Kleidungsstücke in angesagter Atmosphäre auf Bügeln präsentiert und zu einem Kilopreis verkauft. Die Idee zu VinoKilo entstand, als Robin Balser von seinem Vermieter kurzfristig aus seinem Ladenlokal geworfen wurde und er alles so schnell wie möglich verkaufen musste. Der daraus resultierende Verkauf per Kilo war ein großer Erfolg. Sein Rat an zukünftige Unternehmer lautet: „Etwas nicht für den Hype, sondern für das Herz tun“.
Die nächste Rednerin war Thekla Wilkening, Head of Business Development bei STAY AWHILE, einem Mode-Mietservice, der auf dem Geschäftsmodell „Sharing Economy“ basiert. STAY AWHILE beteiligt sich auch an dem neu gegründeten Forschungsprojekt „Wear2Share„, das in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut durchgeführt wird. Ziel ist es, das ökologische und ökonomische Nachhaltigkeitspotenzial anhand von zwei exemplarischen Zyklusmodellen zu untersuchen. Thekla Wilkening wies darauf hin, dass man vor der Unternehmensgründung „wissen sollte, ob man wirklich CEO werden möchte“, denn ein kreativer Visionär zu sein, erfordert andere Fähigkeiten als die eines guten Managers.
Schließlich präsentierte der internationale Gast, der Osloer Mehrfachgründer Kim Leskovsky sein Startup Woolit und gab Einblicke, wie er über eine Strickplattform Produzenten, Designer und Käufer von handgefertigter Kleidung miteinander verbindet und damit die Herstellung von Kleidung grundlegend verändert. Er betonte, dass die Verbraucher einzigartige Stücke wollen. Zu wissen, wer das Kleidungsstück gestrickt hat, gibt ihm eine persönliche Note und lässt es dadurch länger halten. Kim Leskovsky schätzt, dass sogenannte Gigabrands zusammenbrechen werden und die Produktion von Kleidung lokaler und individueller wird: „Lasst uns die Fashion Industry in die Passion Industry verwandeln!“.
Der offizielle Teil des Abends endete mit einer interaktiven Podiumsdiskussion zu dem Thema „The Future of Fashion – Global or Local?“, bei der der Mode-Nachhaltigkeitsexperte Max Gilgenmann von Neonyt Berlin, die Düsseldorfer Designerin Stephanie Pothen, Robin Balser und Melissa Christov, Mitgründerin des Upcycling-Labels Humans for Up, über Möglichkeiten und Herausforderungen globaler Lieferketten, den Einsatz von Recyclingmaterialien sowie lokale Herstellungsverfahren diskutierten. Diversifikation wurde zum Schlüsselwort der Diskussion, denn wie Max Gilgenmann schlussfolgerte: „Das Leben ist komplex, also brauchen wir diversifizierte Lösungen“.
Begleitet von der Düsseldorfer Band Neumatic Parlo wurde der Abend mit Networking Food & Drinks abgerundet, die die Möglichkeit boten, sich zu treffen, auszutauschen und die neuesten Arbeiten lokaler Unternehmer und Designer zu sehen, wie beispielsweise Perceptual Thinkers, CANO Shoe, Weich Couture Alpaca, You&JJ und Jolly Roger Design.
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