Hallo Michael, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Evy Solutions kurz vor:
Hallo, mein Name ist Michael Vogel und ich bin einer der Gründer und Geschäftsführer von Evy Solutions. Unser Team besteht aktuell aus mir, meinem Geschäftspartner Arian Storch und 13 Mitarbeitern aus den Bereichen Softwareentwicklung, Marketing, Vertrieb und Verwaltung, an den Standorten Köln und München.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Evy Solutions wurde von Arian und mir nach über zehn Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Juni 2017 gegründet. Entwickelt haben wir eine eigene Künstliche Intelligenz mit natürlicher Sprachverarbeitung und bieten damit Lösungen zur intelligenten Dokumentenanalyse und -verarbeitung für die vollständige Automatisierung von Geschäftsprozessen an. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Arbeitsweise unserer KI. Während bei der herkömmlichen Dokumentenanalyse nach Positionen beziehungsweise Textfeldern gesucht wird, um die gewünschten Informationen zu extrahieren, arbeitet unsere KI textbasiert. Das bedeutet, egal welchen Aufbau oder welches Layout ein Dokument hat: mittels der Sprachverarbeitung können die gewünschten Informationen überall im Dokument gefunden werden.
Mit unserem Kernprodukt Evy Xpact bieten wir cloud-basierte Lösungen für mittelständische und große Unternehmen weltweit u. a. in den Bereichen für produzierendes Gewerbe, Logistik, Finanz- und Versicherungswirtschaft sowie Immobilienverwaltung.
Kurz gesagt: Wir bieten eine KI-gestützte Dokumentenanalyse und -verarbeitung sowie Prozessautomatisierung.
Welches Problem wollt Ihr mit Evy Solutions lösen ?
Aktuell haben wir uns vor allem auf die Probleme von zwei Zielgruppen fokussiert. Zum einen die Logistik und zum anderen das produzierende Gewerbe. In der Logistik geht es vor allem um das leidige Thema der Lieferscheine bzw. Transportaufträge. Diese werden oft noch manuell bearbeitet und das kostet viel Zeit und natürlich auch Geld. Mit Evy Xpact können wir hier die Verarbeitung automatisieren, sodass nur bei Fehlern im Auftrag ein Sachbearbeiter drüber lesen muss. Im Bereich des produzierenden Gewerbes geht es vor allem um Bestellungen. Hier gilt das gleiche Prinzip: die manuelle Bearbeitung kostet viel Zeit und Geld. Mit Evy Xpact wird auch hier der Bestellprozess automatisiert, sodass sich der Sachbearbeiter komplexeren Aufgaben widmen kann.
Wie ist die Idee zu Evy Solutions entstanden ?
Die Idee entstand durch meinen Geschäftspartner und Softwarearchitekten Arian Storch. Im Rahmen seiner Doktorarbeit forschte er im Bereich der Textanalyse und der Künstlichen Intelligenz (KI). Als wir beide uns dann über das Potenzial von Textanalyse mit KI austauschten, beschlossen wir dieses zu nutzen und gründeten Evy Solutions.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Evy Solutions erklären ?
Meiner Großmutter würde ich unsere Software folgendermaßen erklären:
Die Software hilft Unternehmen ihre Arbeit schneller und einfacher zu erledigen. Wenn ein Unternehmen also eine E-Mail mit einer Bestellung bekommt, liest die Software das Dokument, genauso wie ein Mensch es tun würde. Das heißt, die für die Bestellung relevanten Positionen werden, egal wo sie stehen, erkannt. Sollte etwas fehlen, kann die Software zusätzlich diese Informationen aus den Kundendaten ergänzen. Während ein Mensch hierfür einige Zeit braucht und verschiedene Dokumente zum Abgleichen öffnen muss, kann die Software dies innerhalb weniger Sekunden. Während die Software im Prinzip im Hintergrund arbeitet, kann der Mensch/Mitarbeiter in der Zeit andere Aufgaben erledigen.
Kurz und einfach zusammengefasst, kann auch Oma das in folgendem Video verstehen:
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Ja, auf jeden Fall. Gestartet sind wir im Januar 2018 mit unserer App Evy Companion. Diese sollte als intelligenter und mobiler Assistent zur Verwaltung von Post, Terminen und Rechnungen für Vielreisende und kleinere Unternehmen dienen. Jedoch hat sich durch Anfragen aus dem B2B-Bereich schnell herausgestellt, dass die Skills unserer KI im Bereich der Dokumentenverarbeitung von vielen Unternehmen benötigt wird. Somit haben wir im Sommer 2018 unser aktuelles Produkt Evy Xpact auf den Markt gebracht.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Unser Geschäftsmodell ist simpel. Wir setzen zum einen auf niedrige Implementierungskosten. Und zum anderen auf ein Pay-per-Use-Modell. Das bedeutet, der Kunde zahlt auch wirklich nur für das Dokumentenvolumen, das von uns verarbeitet wird. Zudem ist das Anlernen unserer KI schon mit wenigen Dokumenten möglich, sodass wir unseren Kunden einen produktiven Start in 4 bis 6 Wochen ermöglichen können.
Wie genau hat sich Evy Solutions seit der Gründung entwickelt ?
Wir haben vor allem mehr Arbeit als am Anfang (lacht). Generell ist unser Team natürlich größer geworden. So konnten wir neben der Softwareentwicklung auch den Vertrieb und das Marketing weiter ausbauen. Zudem hat sich unser Zielmarkt verändert und somit auch unsere Zielgruppe. Wo am Anfang noch der Vielreisende oder das Kleinunternehmen stand, stehen heute mittelständische und große Unternehmen. Auch die Weiterentwicklung unserer KI ist ein großer Punkt. In den letzten 3 ½ Jahren sind viele neue Funktionen dazu gekommen beziehungsweise bestehende Funktionen konnten erweitert werden.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
An den Standorten in Köln und München haben wir jetzt insgesamt 15 Mitarbeiter, weitere werden in den nächsten Monaten noch folgen. Über Umsatzzahlen und ähnliches sprechen wir dann doch lieber mit unseren Investoren. 😉
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
So richtig schief gegangen kann man das jetzt nicht nennen. Aber es war auf jeden Fall eine Art Fehler erst im B2C-Bereich zu starten. In Deutschland ist der Trend zur digitalen Post-, Termin- und Rechnungsverwaltung noch nicht angekommen. Gerade das Verwalten der Briefpost bereitete vielen noch Unbehagen, obwohl dies natürlich unter Datenschutzrichtlinien erfolgt ist. Ich denke, Deutschland benötigt hier noch ein paar Jahre, bevor die Menschen bereit sind Ihre Post auf diese Art und Weise verwalten zu lassen.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir haben daraus gelernt, dass die Nachfrage zur Prozessautomatisierung beziehungsweise zur vollständig automatisierten Verarbeitung von Dokumenten im B2B-Bereich deutlich höher ist. Unternehmen scheuen sich nicht die Dokumente von uns verarbeiten zu lassen. Gerade, dass unsere KI „Made in Germany“ ist, Datenschutzkonform arbeitet und unsere Server in Deutschland stehen, schafft eine große Vertrauensbasis.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Zuerst einmal haben wir sicherlich alles richtig gemacht, Evy Solutions zu gründen. Und vor allem, dass wir uns da auf den Bereich Künstliche Intelligenz spezialisiert haben. KI ist zwar nicht immer ein einfaches Thema aber wir merken gerade jetzt in der Corona-Zeit, wie wichtig Digitalisierung ist, vor allem in Zusammenhang mit KI. Viele Unternehmen wissen mittlerweile, dass KI unverzichtbar für Automatisierungsprozesse ist.
Dann natürlich auch die Umorientierung in den B2B-Bereich. Dort findet unsere KI-Software deutlich mehr Anklang. Wie bereits oben beschrieben, wird KI hier mittlerweile in vielen Feldern zur Automatisierung benötigt.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir sind finanziert durch Eigen- und Fremdkapital beziehungsweise Family & Friends. Zudem haben wir im Jahr 2018 eine Crowdfunding Kampagne gestartet. Über die Jahre haben wir einen festen Stamm an Investoren gesammelt und freuen uns, dass diese den Weg der Digitalisierung mit uns gehen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Gerade in der aktuellen Corona-Krise ist es natürlich schwierig Pläne und Ziele zu setzen, aber trotzdem haben wir uns einiges vorgenommen. Zum einen möchten wir in den nächsten 12 Monaten gerne den Break-Even-Point erreichen. Zum anderen arbeiten wir daran, erste Kunden im Ausland zu akquirieren. Und als letzten Punkt möchten wir gerne unser Team durch weitere Softwareentwickler sowie Vertriebler erweitern.
Vielen Dank für das Interview.
Gerne doch! Macht et joot!